Grußwort der Vorsitzenden Prof. Dr. Ute Ingrid Haas
Kinder und Jugendliche sind das Kostbarste, was wir haben, meine sehr verehrten Damen und Herren. Sie sind unsere Gegenwart und unsere Zukunft. Junge Menschen verdienen unseren Schutz und Unterstützung beim Aufwachsen in einem immer komplizierter werdenden Leben.
Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern spiegelt sich bereits in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen wieder. Genau diese sollte handlungsleitend für uns alle sein und ist es für uns im Landespräventionsrat Niedersachsen alle mal.
Die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen zeigt jedoch ein anderes Bild. Sexueller Missbrauch ist im Leben von Kindern und Jugendlichen ein leider nicht selten vorkommendes Widerfahrnis. Wenn wir gemäß den Dunkelfeldschätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Deutschland von etwa einer Million betroffener Kinder sprechen, dann bedeutet diese Zahl umgerechnet, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Sexueller Missbrauch ist einer der perfidesten Unrechtstatbestände. Sexueller Missbrauch schädigt das gedeihliche Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen, sät Misstrauen, welches schwer zu heilen ist und beeinträchtigt in der Regel ein Leben lang.
Aus diesem Grunde wird sich der Landespräventionsrat Niedersachsen als gesamtgesellschaftliches Gremium diesem speziellen Thema in einer Kommission explizit annehmen und damit seinem Auftrag, ressortübergreifend und interdisziplinär an der Prävention in Niedersachsen zu arbeiten, gerecht werden.
Ein Auslöser zur Etablierung dieser Kommission sind die Erkenntnisse der MHG-Studie zu Umfang und Häufigkeit von Missbrauchsvorfällen in der katholischen Kirche und deren Bekanntwerden, aber auch die Bereitschaft, an der Aufklärung der Ursachen mitzuwirken und die eigene Expertise für eine optimierte Präventionsarbeit einzubringen. Dieser Wunsch und feste Wille, sich den Ereignissen in der eigenen Institution zu stellen, hat den letzten Ausschlag zur Einberufung dieser Kommission gegeben und trifft damit auf ein breites Interesse sehr vieler Mitgliedsorganisationen im Landespräventionsrat. Sexueller Missbrauch ist kein auf eine Institution fokussierter Tatbestand, wie die aktuell erschütternden Vorkommnisse in Lügde zeigen. Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen muss offen und ohne Tabus thematisiert werden.
Die Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen wird sich am 27. Februar 2019 mit dem Ziel gründen, institutionenübergreifend und daher gesamtgesellschaftlich sowie fachübergreifend die Präventionsarbeit in diesem spezifischen Bereich fortzuführen, Organisationsstrukturen und Risikosituationen zu analysieren und in den Bereichen Opferschutz und Täterprävention die Entwicklungen fortzuführen.
Ich freue mich, dass wir für diese herausfordernde und wichtige Arbeit ein hochrangiges Team von Expertinnen und Experten einladen konnten, welches sich in der Kommission engagieren und mitarbeiten wird. Die hohe Resonanz freut mich außerordentlich und zeigt die Relevanz der Thematik, aber auch die drängende Notwendigkeit, dem Thema eine hohe Priorität einzuräumen. Die Kommission avisiert vorerst den Zeitrahmen 2019, um ergebnisorientiert und konzentriert das Thema voranzubringen. Es sollen spezifisch für das Land Niedersachsen Strukturen und Merkmale berücksichtigt werden und in die Analyse einfließen. Unser Ziel ist es, letztendlich eine Handreichung bzw. Empfehlungen mit unmissverständlichem Handlungsauftrag für Politik, Gesellschaft und Praxis zur Fortentwicklung der Prävention von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen überreichen zu können.
Zur Begleitung der Arbeit in der Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen haben wir diese Internetpräsenz eingerichtet, auf der Sie künftig Informationen zum weiteren Verlauf der Kommission und Resultate einsehen und so die Arbeit der Kommission verfolgen können.
Prof. Dr. Ute Ingrid Haas